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Europäische Wertegemeinschaft, Institutionen & Zukunftsdebatte

„Some call it Europe, I call it home“ | Ryszard Petru hält 10. Berliner Rede zur Freiheit

Mit einem Appell an die europäische Einigkeit hielt Ryszard Petru, Vorsitzender der liberalen Oppositionspartei „Nowoczesna“ in Polen, als wahrer Europäer, die diesjährige Berliner Rede zur Freiheit am Brandenburger Tor. Dabei betonte er aber nicht nur den Aspekt der Freiheit in Europa sondern weist auch auf die Pflichten einer Mitgliedschaft im Haus Europas hin.

Er folgte damit der Einladung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Mit seinem Thema „Ein Europa der Freiheit“ stellte er die Bewahrung der liberalen, europäischen Werte in den Mittelpunkt. Heute seien die Europäer mehr denn je herausgefordert, diese historischen Errungenschaften zu verteidigen. Die Europäische Union sei schließlich ein gemeinsames Projekt der Freiheit: „Ein Europa der Freiheit ist ein ehrliches Europa. Und die Europäische Union ist das am weitesten entwickelte Integrationsprojekt der Welt.“

Er ließ keinen Zweifel daran, dass Polen zu Europa gehört: „Niemand sollte jemals in Frage stellen, dass die Polen der Freiheit und Europa verpflichtet sind. Es war der Kampf meiner Generation, Polen in der Familie der Europäischen Union zu verankern. Heute sollte es der Kampf meiner Generation sein, dass die Europäische Union vereint bleibt.”

Die Abkehr vieler Europäer von der Idee eines gemeinsamen Europas beobachtet er jedoch mit großer Sorge: „Die Europäer misstrauen den politischen Eliten. Politik macht sie wütend. Der europäische Traum enttäuscht sie einfach.“ Die Verantwortung für die Erfolge populistischer Parteien und Strömungen in vielen Ländern Europas trügen jedoch nicht die Menschen, sondern die europäische Politik. Ihr wirft er Versagen vor: „Populistische Meinungen gegen die Europäische Union sind nicht daraus entstanden, weil die Menschen solche Ideen lieben. Sie entstanden, weil die Politik nicht bereit war, die Bürger davon zu überzeugen, kühne Entscheidungen zu treffen.“ Die zahlreichen ungelösten Krisen beförderten diese Probleme zusätzlich. Flüchtlingsströme, die Spannungen mit Russland und ein möglicher Brexit schwächten das Herzstück des europäischen Projekts. Einfache Lösungen gebe es keine, dies betonte Petru mehrfach.

Um diesen gewaltigen Herausforderungen zu begegnen, forderte er ein Zusammenstehen Europas. Das Vorantreiben engstirniger nationaler Interessen verurteilte er scharf. „Ich glaube, dass die Zukunft nicht ein Europa à la carte sein kann, in dem sich jeder das aussucht, was ihm gefällt. Das wäre das Ende unseres gemeinsamen Projekts, das Ende unserer Solidarität.“ Eine besondere Rolle in Europas Zukunft komme der jüngeren Generation zu. „Die jungen Menschen sind unser Kapital. Wir müssen ihnen ermöglichen, ihren Träumen zu folgen.“ Das Ziel: Ein Europa, das effektiv an Lösungen arbeitet und Ergebnisse präsentiert.

Hinsichtlich Polen hoffe und glaube er an eine Besserung. Der Großteil seines Landes sei stark pro-europäisch, nicht umsonst nannte man die Polen vor kurzem noch das europäischste Volk Europas. Mit diesem europäischen Geist, der Petrus Rede dominierte, schloss er seine Rede zur Freiheit und zu Europa ab mit den Worten: „Some call it Europe, I call it home!“

Ryszard Petru 2- 10. Berliner Rede

In seiner Begrüßung hatte Dr. Wolfgang Gerhardt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung für die Freiheit, ebenfalls die Bedeutung einer engen europäischen Kooperation betont. In über 60 Ländern der Welt sei die Stiftung in Projekten aktiv, jedoch sei die Arbeit nahezu überall schwieriger geworden. „Anscheinend glauben wieder mehr und mehr Menschen, dass Konzepte eines national ethnischen Bandes weiterführender sind, als Zusammenarbeit.“ Vor diesem Hintergrund sei die Notwendigkeit der Selbstvergewisserung umso dringender, wohin der Weg Europas führen soll, damit Europa nicht aus der Spur kommt.

Zu den bisherigen Rednern der Berliner Rede zur Freiheit gehörten Udo di Fabio, Heinrich August Winkler, Joachim Gauck, Paul Nolte, Peter Sloterdijk, Karl Kardinal Lehmann, Gabor Steingart, Mark Rutte und Zhanna Nemzowa.

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