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Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit & Verbraucherschutz

ver.di | Gemeinsame Erklärung des Frauen-Bündnisses gegen Altersarmut

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) setzt sich für eine nachhaltige Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung ein und fordert einen Kurswechsel in der Rentenpolitik: „Die drohende Altersarmut ist eine tickende soziale Zeitbombe. Gerade in Zeiten, in denen Rechtspopulisten versuchen, demokratische Errungenschaften und Institutionen zu delegitimieren, ist es ein absolutes Muss, dass die große Koalition für mehr soziale Gerechtigkeit sorgt. Die Rentenpolitik steht da ganz oben auf der Agenda“, betonte der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske anlässlich der 12. Frauen-Alterssicherungskonferenz von ver.di am Dienstag in Berlin.

„Die Talfahrt des gesetzlichen Rentenniveaus muss gestoppt werden, das Rentenniveau stabilisiert und wieder angehoben werden“, sagte Bsirske weiter. „Die gemeinsame Rentenkampagne im DGB macht deutlich: Das Thema Rente geht alle an – wir werden nicht locker lassen, bis sich die Politik auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zubewegt. Wir brauchen ein Rentenniveau, das für alle, die über viele Jahre von ihren Löhnen Beiträge in die Rentenversicherung eingezahlt haben, im Alter ein Leben in Würde gewährleistet.“

Schwerpunkt der 12. Frauen-Alterssicherungskonferenz von ver.di ist die drohende Altersarmut. Mit einer gemeinsamen Erklärung hat sich ein „Frauen-Bündnis gegen Altersarmut“ konstituiert, in dem acht Organisationen einen rentenpolitischen Appell an die Politik richten. Auf der Konferenz berichten zudem Betroffene über ihre Erwerbsbiografien und diskutieren Auswege aus der drohenden Rentenfalle.

„Die Rente ist das Spiegelbild des Erwerbslebens. Und nach wie vor haben Frauen nicht die gleichen Einkommenschancen wie Männer.  Altersarmut hat ein Gesicht – und das ist weiblich: Ihr Einkommen – und damit ihr Alterseinkommen – ist häufig geringer. Mit der heute ins Leben gerufenen Initiative „Frauen-Bündnis gegen Altersarmut“  wird sich ver.di gemeinsam mit mehreren Frauenverbänden und -vereinen aktiv gegen die Altersarmut und für ein existenzsicherndes Einkommen von Frauen engagieren“, sagte Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied für Frauenpolitik.

Jüngere Beschäftigte thematisierten immer nachdrücklicher die Zukunft der Rentenversicherung, erläuterte Eva-M. Welskop-Deffaa,
ver.di-Bundesvorstandsmitglied für Sozialpolitik. Könne man sich darauf verlassen, in 20 oder 30 Jahren für die gezahlten Beiträge Rentenleistungen zu erhalten, die ein Leben in Würde ermöglichten?  „Gerade die jungen Frauen schauen mit Sorge auf die Rentenstatistiken. Sie bestätigen Jahr für Jahr: Frauen beziehen Niedrigrenten.“ Viele Frauen hätten Lücken in ihrer Versicherungsbiographie: Phasen der Arbeitslosigkeit, der Kindererziehung, der Selbstständigkeit oder der Erwerbstätigkeit im Ausland. „Um die Alterssicherung der Frauen zu sichern, kämpfen wir für die Stabilisierung des Rentenniveaus und werden wir alles tun, um diese Lücken zu schließen“, betonte Welskop-Deffaa.

Zu den Partnerinnen des Bündnisses gehört unter anderem auch der Deutsche LandFrauenVerband (dlv).

Erklärung des Frauen-Bündnisses gegen Altersarmut im Wortlaut:

„Nach wie vor haben Frauen nicht die gleichen Einkommenschancen wie Männer. Die Folge: Ihr Alterseinkommen ist häufig geringer und Altersarmut überwiegend weiblich. Die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern liegt immer noch bei 21 Prozent. Für Frauen spezifische Lebensläufe hinterlassen gravierende Lücken bei der Alterssicherung. In der Folge wachsen Einkommensdifferenzen zu drastischen Alterssicherungslücken von durchschnittlich 59 Prozent an.

Die Rente ist das Spiegelbild des Erwerbslebens. Typische Erwerbsbiografien von Frauen wirken sich direkt auf die Rentenhöhe aus. Sozial ungenügend abgesicherte Jobs, wie unfreiwillig geringe Teilzeit, Minijobs, Scheinselbstständigkeit und Freiberuflichkeit, ein geringes Entgelt oder Wechselfälle des Lebens, wie eine Scheidung, führen zu geringeren Alterseinkommen in der gesetzlichen Rentenversicherung.

Die sozialgesetzliche Rente ist gerade für Frauen die wichtigste Säule der Alterssicherung. Frauen haben oft nicht die Möglichkeit und den finanziellen Spielraum um betrieblich oder privat zusätzlich vorzusorgen. Hinzu kommt die immer noch ungenügend rentenrechtliche Anerkennung von Sorgearbeit z. B. in der Pflege von Angehörigen.

Das Rentenniveau, das die Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rentenversicherung beschreibt, wurde über Jahre abgesenkt. Damit muss Schluss sein!

Wir brauchen einen Kurswechsel in der Rentenpolitik: Die Talfahrt des Rentenniveaus muss gestoppt werden. Nach jahrzehnter langer Arbeit muss die Rente reichen um ein anständiges Leben zu führen und mit Würde alt werden zu können. Wir fordern, dass das gesetzliche Rentenniveau stabilisiert und dann wieder angehoben werden muss.

Wer lange Zeit nur ein geringes Arbeitsentgelt erhält, dessen Verdienste müssen in der Rente aufgewertet werden. Das nützt vor allem Frauen. Wir fordern deshalb die Fortsetzung der Rente nach Mindestentgeltpunkten.

Wer aufgrund eines Unfalls oder einer Erkrankung nicht mehr in der Lage ist erwerbstätig zu sein, darf im Alter nicht arm sein. Wir fordern, dass die Leistungen der Erwerbsminderungsrenten deutlich verbessert werden.

Wer längere Zeit arbeitslos ist und Arbeitslosengeld II (Alg II) bezieht, bekommt keine Rentenzeiten angerechnet. Wir fordern, dass auch für Zeiten des Bezugs von Alg II wieder Rentenbeiträge von der Bundesagentur für Arbeit entrichtet werden.“

Foto: EBD

Auch die EBD setzt sich in ihren Politischen Forderungen 2016/17 für Gleichstellung ein: „Vorreiterin bleiben: Gleichstellung auf allen Ebenen!“

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