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Landwirtschaft & Fischerei

WWF empört über Nordsee-Fangquoten: Fischiges Lippenbekenntnis

Nordseefisch ist vor der Politik nicht sicher – das schließt der WWF aus den gestern Nacht beschlossenen Fangmengen für Fischbestände in Atlantik und Nordsee für 2015. Mehr als die Hälfte der Fangmengen setzten die Fischereiminister – teilweise deutlich – über den wissenschaftlichen Empfehlungen fest. Dies sei besonders empörend, da die Fischereiminister erstmals unter dem Gebot der reformierten Fischereipolitik handelten. Die Reform verlangt, die Praxis der Überfischung bis 2015 zu beenden, in erster Linie durch nachhaltige Fangmengen, die zunächst ein Anwachsen der Fischbestände auf eine gesunde Größe ermöglichen.

„Das Nachhaltigkeitsziel wurde über Bord geworfen. Mit diesem blamablen Verhandlungsergebnis legen die Minister das Messer ans Herz der Reform“, kritisiert Karoline Schacht, Fischereiexpertin des WWF. „Die überfischten Bestände werden sich nicht erholen, wenn die Fangquoten das wissenschaftliche Maß überschreiten, gesunde Fischbestände sind aber letztlich die Grundlage für einen gesunden Fischereisektor.“
Wie nötig der Kurswechsel ist, zeigt der aktuelle Trend: Im Atlantik und seinen angrenzenden Gewässern wuchs der Anteil überfischter Bestände von 39 Prozent in 2013 auf derzeit 41 Prozent, während der Anteil der Bestände „in sicheren biologischen Grenzen“ von 59 Prozent auf 55 Prozent zurückging.

Weitere Rückschritte hat es gegeben beim Rückwurfverbot, das stufenweise ab 1. Januar in Kraft treten soll. Es sollte verhindern, dass bereits gefangener Fisch wieder über Bord geworfen wird, weil der Fischer ihn nicht an Land bringen darf. Für eine Übergangsphase von zunächst einem Jahr werden Verstöße gegen das Verbot nicht als strafbar angesehen. „So fehlt Fischern jeder Anreiz, Beifang und Rückwürfe zu vermeiden und das Anlandegebot in die Praxis umzusetzen. Das ist Fischerreform light“, so Schacht weiter.