Über uns

Geschichte der EBD

Vorgeschichte

Die deutsche Unterorganisation der internationalen Europäischen Bewegung wurde am 13. Juni 1949 unter dem Namen „Deutscher Rat der Europäischen Bewegung“ in Wiesbaden gegründet.

Die Europäische Bewegung war nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden und hatte sich der Förderung der europäischen Integration verschrieben. Eine wichtige Rolle spielten in diesem Zusammenhang Winston Churchill und dessen Schwiegersohn Duncan Sandys. Im Januar 1947 war auf Bemühen der beiden in Großbritannien das „United Europe Movement (UEU)“ gegründet worden, das sich vor allem an der Zielsetzung eines europäischen Staatenbundes orientierte. Im Mai 1948 organisierte Duncan Sandys den sogenannten Haager Kongress, dessen Ziel es war anschließend Nationale Räte der Europäischen Bewegung zu gründen, die sich auf europäischer Ebene einem Internationalen Rat anschließen sollten. Im Zuge dessen wurde am 13. Juni 1949 der „Deutsche Rat der Europäischen Bewegung“ ins Leben gerufen.

Zum 65. Geburtstag 2014 brachte die EBD eine Neuauflage der wegweisenden Gründungsrede Carlo Schmids „Deutschland und der Europäische Rat“ heraus, die Sie hier als PDF herunterladen können: Carlo Schmid: Deutschland und der Europäische Rat

Auf der konstituierenden Sitzung 1949 wurden 246 hochkarätige Mitglieder aus Parteien und verschiedenen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens Westdeutschlands gewählt. Schon zu Gründungszeiten besaß die Europäische Bewegung einen überparteilichen Charakter. Die Finanzierung der Arbeit des Deutschen Rates erfolgte aus öffentlichen Mitteln, in den ersten Monaten durch Zuschüsse der Länder und ab 1950 aus Geldern des Bundeskanzleramts. Eugen Kogon, Beruf

Die inhaltliche Arbeit des Deutschen Rats basierte in den Anfangsjahren auf zwei Strategien: Zum einen ging es um die Mitwirkung in der internationalen Europäischen Bewegung und zum anderen setzte man auf eine Koordinierung der deutschen Europaaktivitäten. Ab 1950 zeichneten sich erste Konturen der Arbeit des Deutschen Rates ab. Das Exekutiv-Komitee begann in regelmäßigen Abständen zu tagen und gab Stellungnahmen zu europolitischen Themen ab. Es wurden vier Kommissionen gegründet, die die Bereiche Wirtschaft, Sozialpolitik, Recht und Kultur abdeckten und fortan das Grundgerüst der fachlichen Arbeit bildeten.

Mit der Gründung des Europäischen Kulturzentrums in Genf und des College of Europe in Brügge kamen dem deutschen Rat neue Aufgaben zu, denn es wählte die Stipendiaten des College aus. Der Rat organisierte ebenfalls den 1953 geschaffenen Europäischen Schultag (seit 1978 unter der Bezeichnung Europäischer Wettbewerb), der Schülerinnen und Schüler mit dem Integrationsgedanken vertraut machen sollte. Darüber hinaus versuchte der Rat die deutsche Öffentlichkeit zu mobilisieren, indem er an internationalen Kongressen teilnahm, Meinungsumfragen durchführte, Kundgebungen und Informationen für Presse und Mitglieder (im wöchentlich erscheinenden „Informationsdienst“) veröffentlichte.

In den 1960er Jahren wurde die europäische Integration durch den Erfolg der Römischen Verträge von 1957 belebt und auch die Europäische Bewegung revitalisiert. Man wollte die Aktivitäten der Europa-Union und des Deutschen Rates modernisieren und stärker verzahnen, zum Beispiel  durch die Einrichtung einer gemeinsamen Pressestelle. Zudem entschloss sich der Deutsche Rat erstmals Mitgliedsbeiträge zu erheben. 1965 waren 22 Organisationen Mitglied beim Deutschen Rat.

Mitte der 1960er Jahre befand sich die Europäische Gemeinschaft in einer institutionellen Krise, die sich auch auf die Aktivitäten des Deutschen Rates auswirkte. Es wurde deutlich, dass man sich, in Abgrenzung zu den radikalen Föderalisten, mehr an pragmatischeren Leitbildern orientieren musste, anstatt „fernab vom politischen Alltag Forderungen in den leeren Raum zu stellen“. Als Projektionsfläche wurde das Europäische Parlament gewählt, das als Institution in seiner Kompetenz gestärkt und zudem durch Direktwahlen bestellt werden sollte. Man entwickelte bisherige Strategien weiter und setzte auf verstärkte Einbindung der Mitgliedsverbände.

Die 1970er Jahre standen im Zeichen der Forderung nach der Direktwahl des Europäischen Parlaments sowie der Vertiefung der interparlamentarischen Zusammenarbeit in Europa. Man bediente sich dabei sowohl breiter Öffentlichkeitsarbeit als auch gezielter Einflussmaßnahme auf die nationalen Regierungen. Die zweite Hälfte der 70er war von den für 1979 anberaumten Direktwahlen gekennzeichnet, besonders im Hinblick auf eine breite bürgernahe Öffentlichkeitsarbeit, die den Akzent auf Werbung für Wahlbeteiligung und Information über Parteienzusammenschlüsse auf europäischer Ebene setzte.

Zu Beginn der 1980er Jahre sah sich der Deutsche Rat mehr und mehr mit finanziellen Problemen konfrontiert, weswegen Sparmaßnahmen nötig wurden und der Informationsdienst eingestellt werden musste. Parallel nahm die Zahl der Mitgliederorganisationen stetig zu und es gründeten sich regionale Organisationen – noch heute existieren 14 Landeskomitees. Anfang der 1980er hatte der Deutsche Rat 80 Mitgliedsorganisationen, 1986 waren es 140. Die 80er Jahre waren von einer gewissen „Eurosklerose“ gekennzeichnet, ausgelöst durch Kontroversen um die Agrarsubventionen bzw. den Haushalt der EU, die auch die Aktivitäten des Deutschen Rates lähmten. Dieser konzentrierte sich auf Mobilisierungsaktionen zur zweiten Direktwahl zum Europäischen Parlament 1984 und auf die innere Konsolidierung der Organisation. Die europäische Krise wurde mit der Verabschiedung der Einheitlichen Europäischen Akte (1987), gefolgt von den Vertragsrevisionen von Maastricht (1993) und Amsterdam (1999) überwunden. In diesem Kontext arbeiteten die Bundesregierung und der Deutsche Rat immer enger bei der Diskussion und Information über aktuelle europapolitische Fragen zusammen. Bei Präsidiumstreffen wurde immer auch die offizielle Meinung der Bundesregierung zu aktuellen Fragen der Europapolitik vorgetragen und diskutiert.

Während der 1990er Jahre wurde der Name der Organisation an den der anderen nationalen Sektionen der internationalen europäischen Bewegung angeglichen, so dass der Deutsche Rat nunmehr Europäische Bewegung Deutschland (EBD) hieß. Man setzte verstärkt auf eine intensive Bildungs- und Medienarbeit, indem man unter anderem den Preis „Frauen Europas – Deutschland“ gründete und ein Forum für Debatten über die Wirtschafts- und Währungsunion oder die EU-Osterweiterung anbot. In den 1990ern zog das Büro des Generalsekretärs der EBD von Bonn nach Berlin um, dort befindet sich heute auch die Hauptgeschäftsstelle.

Zu Beginn des neuen Jahrtausends prägten die Arbeiten des Verfassungskonvents die Aktivitäten der EBD, da man erstmals seit einem halben Jahrhundert wieder die Chance sah auf eine umfangreiche Neuordnung der europäischen Konstruktion Einfluss nehmen zu können. So wurde, in Zusammenarbeit mit der Europa-Union eine Studiengruppe eingerichtet, die Positionspapiere bezüglich einer verbesserten Handlungsfähigkeit und Legitimation der EU verfasste und diese dem Präsidenten des Konvents, Valerie Giscard d’Estaing, übergab.twitter debeconf EBD K. Neuhauser Ab 2004 wurde die fachliche Detailarbeit zur EU durch die Entwicklung eines Arbeitskonzepts zur Europa-Kommunikation und Europäischen Vorausschau weiter ausgebildet. Bekanntestes Projekt der EBD sind die an wechselnden Orten bei Mitgliedsorganisationen aber auch in Botschaften in Berlin stattfindenden EBD De-Briefings und EBD Briefings. Auf diese Weise hat die EBD eine neue europapolitische Dialogform entwickelt, die sowohl zivilgesellschaftliche Gruppen als auch politische Institutionen in den politischen Kommunikationsprozess einbindet.

2006 wurde die Satzung der EBD grundlegend reformiert, da die EBD mit erheblichen organisatorischen und vor allem finanziellen Herausforderungen konfrontiert war. Man entschied sich die Satzung grundlegend zu überarbeiten, sodass nunmehr jede Mitgliedsorganisation eine Stimme in der Mitgliederversammlung hat und einen Jahresbeitrag entrichten muss. Ende 2008 waren 153 Organisationen Mitglied in der EBD, inzwischen sind es über 250. Social Media, vor allem Twitter, Facebook, LinkedIn und Instagram und seine vielfältigen Möglichkeiten nutzen die EBD und ihre Mitglieder erfolgreich zur Vernetzung und zur Einbindung aller in die europapolitische Arbeit.

Eine ausführliche Darstellung der EBD-Geschichte von Jürgen Mittag: Vom Honoratiorenkreis zum Europanetzwerk