Aktivitäten > Preis Frauen Europas > Preisträgerinnen 1991-2023
Frau Europas 2019: Katharina Wolf
Pegida war der Auslöser: Dass autoritäre Nationalistinnen und Nationalisten in ihrem Arbeitsort Dresden seit Herbst 2014 aufmarschierten und mit ihrem Akronym das Wort „Europa“ für sich reklamierten, brachte Katharina Wolf auf die Palme. „Patriotische Europäer sehen anders aus!“ war ihre Antwort. Der Slogan zierte ihr Plakat auf einer Gegendemonstration im Winter 2014/2015. Doch die Beamtin im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr beließ es nicht dabei: Gemeinsam mit Mitstreiterinnen und Mitstreitern gründete sie im März 2015 die Europa-Union Sachsen e.V. Dem jüngsten Landesverband von Deutschlands größter Bürgerbewegung für Europa steht sie seitdem vor.
Für die Verteidigung europäischer Werte mit bürgerschaftlichen Mitteln erhält Katharina Wolf den Preis Frauen Europas 2019. Die Jury des Preises wählte sie auf ihrer Sitzung einstimmig aus sechs Nominierungsvorschlägen.
Demokratie im Kleinen gegen Populismus und Nationalismus
Die Dresdner Neugründung des damals brachliegenden Landesverbandes der Europa-Union Deutschland (EUD) war nicht ihre erste Pionierarbeit in Sachen gesellschaftlicher Strukturen. Katharina Wolfs Engagement reicht zurück bis in das Jahr 1988, als sie dem Deutschen Juristinnenbund e.V. beitrat – und dort erst einmal die Regionalgruppe Kassel aufbaute. Später war sie auch an der Gründung der djb-Regionalgruppe Dresden und des Landesverbands Sachsen beteiligt. Ihr Engagement für Europa war damit immer eng verknüpft: Früh wurde sie als Vertreterin der „Jungen Juristinnen“ in den djb-Bundesvorstand gewählt und 1994 in die neu gegründete europapolitische Kommission des Verbandes entsandt. Im März 2000 war Katharina Wolf Gründungsmitglied der „European Women Lawyers‘ Association“.
Ideen gemeinschaftlich spruchreif machen, Differenzen konstruktiv verhandeln, Meinungen bilden und Interessen repräsentieren: Vieles, was europäische Demokratie im Großen ausmacht, lässt sich in demokratischen Strukturen im Kleinen erlernen und wertschätzen.
„Europa findet nicht nur in Brüssel statt, sondern an jedem Ort, an dem Menschen sich mit der aktiven Ausgestaltung des europäischen Gedankens beschäftigen“, sagt die Juristin, die sich in einer Region europäisch engagiert, in der es in einigen Teilen noch Bedarf für die Vermittlung von europäischer Integration und Europabildung gibt.
Im Vorfeld zur Europawahl organisiert Katharina Wolf Diskussionen zwischen Kandidatinnen und Kandidaten für das Europaparlament aus dem Raum Dresden. Die potenziellen Europaabgeordneten sollen den europapolitischen Diskurs in Sachsen, durch den Austausch von Inhalten und den Wettbewerb um europäische Lösungen für die politischen Fragen der sächsischen Bevölkerung, anregen.
„Mit Katharina Wolf ist eine überzeugte Europäerin in diesem Jahr Frau Europas geworden. Wir freuen uns, einer Aktivistin für die europäische Idee den Preis zu überreichen, die versteht, dass Europa auch ein Europa der Regionen ist“, so Gudrun Schmidt-Kärner, Vorsitzende des Netzwerks der „Frauen Europas“. Der Vorschlag für ihre Nominierung wurde auch durch den Deutschen Akademikerinnenbund e.V. unterstützt, in welchem sie sich seit 2015 engagiert.
Mit dem „Preis Frauen Europas – Deutschland“ ehrt die EBD seit 1991 Frauen, die sich durch ihr mutiges, kreatives oder hartnäckiges ehrenamtliches Engagement in besonderer Weise für das Zusammenwachsen und die Festigung eines vereinten Europas einsetzen. Die symbolische Auszeichnung – die Preisträgerin erhält eine eigens für sie gefertigte Brosche und wird Teil eines aktiven Preisträgerinnen-Netzwerkes – soll bürgerschaftlich aktive Europäerinnen untereinander und mit den EBD-Mitgliedsorganisationen vernetzen und ehrenamtliche Strukturen in der Zivilgesellschaft stärken. Der Festakt zur Preisverleihung findet am Abend des 8. Mai statt. Eine Übersicht der bisherigen Preisträgerinnen gibt es hier.
Am 09. Mai findet zudem ein Empfang im Fürstenberg Institut statt, an welchem mehrere Preisträgerinnen der vergangenen Jahre teilnehmen werden. Die Grußworte werden von Gesine Schwan, der Preisträgerin 2005, gesprochen. Weitere Informationen finden Sie hier.