BDI-Präsident im Interview: „Die deutsche Industrie ist sehr gut aufgestellt“
BDI-Präsident Hans-Peter Keitel sprach mit der französischen Zeitung Le Monde über die Eurokrise und das deutsch-französische Verhältnis.
„Die Eurokrise ist bei Weitem noch nicht überstanden. Wir haben den Tiefpunkt insoweit erreicht, als wir ihre Komplexität heute wesentlich besser kennen.“ Das sagte BDI-Präsident Hans-Peter Keitel im Gespräch mit der französischen Tageszeitung Le Monde. Die Eurokrise habe zumindest verdeutlicht, dass Deutschland nur im europäischen Verbund bestehen könne. „Wir Deutschen sind auf unsere europäischen Partner angewiesen. Wenn es denen nicht gut geht, dann kann es Deutschland auf Dauer auch nicht gut gehen“, betonte Keitel.
Gerade die deutsch-französische Freundschaft sei dabei von besonderer Bedeutung. „Aus historischen und geopolitischen Gründen sind Frankreich und Deutschland sehr eng aneinander gebunden. Vor dem Jubiläumsjahr des Elysee-Vertrags ist unsere Partnerschaft mittlerweile so gefestigt, dass sich die deutsche Wirtschaft nicht als Außenstehender Sorgen um das Wohlergehen Frankreichs macht, sondern als guter Freund und Partner.“
Insgesamt ist Keitel vorsichtig optimistisch. „Die deutsche Industrie ist nach wie vor sehr gut aufgestellt.“ Die eigentliche Gefahr für das deutsche Wachstum sieht er woanders, nämlich im nachlassenden Reformwillen der Politik. „Zu glauben, alles ist in Ordnung und sich darauf auszuruhen, bedeutet Stillstand. Die deutsche Industrie hat Anfang dieses Jahrtausends enorme Anstrengungen unternommen, sich neu zu strukturieren. Wir müssen rechtzeitig handeln, um nicht wieder ganz bittere Medizin schlucken zu müssen.“