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Bertelsmann Stiftung: Europa muss für internationale Fachkräfte attraktiver werden

Angesichts der Folgen des sich dramatisch entwickelnden demographischen Wandels muss Europa unfreiwillig eine Vorreiterrolle übernehmen wenn es darum geht, global entstehende Lücken am Arbeitsmarkt zu schließen und Lösungen für diese Herausforderung zu finden. Teilnehmer des Salzburger Trilogs appellieren an Europas Regierungen.

Zu diesem Ergebnis kamen am Freitag 29 ranghohe Entscheider und Meinungsbildner aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur aus 11 Ländern auf dem Salzburger Trilog der Bertelsmann Stiftung in der österreichischen Landeshauptstadt. Sie waren einer Einladung von Liz Mohn, der stellvertretenden Vorsitzenden des Vorstands der Bertelsmann Stiftung, und des österreichischen Bundeskanzlers a.D. Dr. Wolfgang Schüssel gefolgt.

Unter ihnen die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Dr. Viviane Reding, der Generalsekretär der Welthandelsorganisation Pascal Lamy, der Gründer und Executive Vice-Chairman der Future World Foundation Seán Cleary, Prof. Dr. Dennis Snower, Präsident des Kieler Institutes für Weltwirtschaft, Prof. Dr. Jürgen Strube, ehemaliger Vorstandsvorsitzender und Aufsichtsratsvorsitzender der BASF, Kardinal Dr. Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, UFA-Filmproduzent Prof. Nico Hofmann sowie der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung Aart De Geus.

Liz Mohn unterstrich zu Beginn des Trilogs: "Die Menschen in Europa sind sich des weltweiten Wettbewerbs um Fachkräfte und Talente sehr bewusst. Dafür brauchen wir Regeln, damit es gerecht zugeht." Es sei ein besseres Zusammenspiel zwischen Nationen und Unternehmen nötig, um Talente optimal einzusetzen und zu fördern.

Unter Leitung des österreichischen Bundeskanzlers a.D. Dr. Wolfgang Schüssel diskutierten die Teilnehmer intensiv über den weltweiten Wettbewerb um Arbeitskräfte als eine der wertvollsten globalen Ressourcen und verabschiedeten Empfehlungen für die politisch verantwortlichen Gremien in Europa (siehe unten).

Salzburger Trilog – Empfehlungen
Die Teilnehmer des Salzburger Trilogs fordern die Europäische Kommission, den Rat der Europäischen Union und ihre Mitgliedstaaten auf,

  • das Konzept einer "fairen Vereinbarung über den Umgang mit Talent" weiterzuentwickeln und zu realisieren, das die Interessen der entsendenden und aufnehmenden Länder berücksichtigt;
  • dass die Länder Europas sicherstellen müssen, für nationale und internationale Fachkräfte attraktiv zu sein und den entsprechenden Nachwuchs zu unterstützen;
  • "Koalitionen der Engagierten" zu fördern, mit dem Ziel, den Austausch zu diesem Thema und Kenntnisse über entstehende Lücken am Arbeitsmarkt zu vertiefen, sowie Lösungen für diese Herausforderung zu finden. Eine unmittelbare Gelegenheit hierfür wäre, durch die EU-Kommission einen jährlichen EU-Talent-Gipfel ins Leben zu rufen. Teilnehmer könnten aus der EU und aus anderen Regionen stammen;
  • attraktive Zuwanderungspakete für Fachkräfte zu fördern und darauf hinzuarbeiten, dass die Zuwanderungsregelungen innerhalb der EU weiterhin auf nationaler Ebene harmonisiert werden. Die Zuwanderungspakete sollten faire Regeln für die Einwanderung sowie angemessene Wege zu einem dauerhaften Aufenthalt und sozialer Integration beinhalten;
  • wirtschaftlich nachhaltige und skalierbare Modelle für Bildung, Lehre und Ausbildung zu entwickeln, die im digitalen Zeitalter auch weltweit umgesetzt werden könnten. Dabei sollte das Ziel sein, die Qualifikationen von Menschen allgemein zu erhöhen;
  • sicherzustellen, dass in Europa erfolgreich ausgebildete Immigranten Arbeitsgenehmigungen innerhalb der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union erhalten;
  • die volle Nutzung des globalen weiblichen Talentpools – angesichts der Tatsache, dass 50 Prozent des weltweiten Humankapitals weiblich ist – zu beschleunigen, indem Initiativen unterstützt werden, die es allen Erwerbstätigen ermöglichen, berufliche und familiäre Verantwortung zu vereinbaren.

Darüber hinaus fordern die Teilnehmer des Salzburger Trilogs die Regierungen von Österreich, Deutschland und der Schweiz auf,

  • eine "Talent-Koalition" für deutschsprachige Länder ins Leben zu rufen. Da Deutschland, Österreich und die Schweiz an der Spitze der entstehenden Lücken am Arbeitsmarkt stehen und alternde Gesellschaften sind, könnten diese Länder Vorreiter sein bei der Entwicklung von länderübergreifenden Talent-Strategien.
  • Diese Drei-Länder-Strategie könnte sich entlang sprachlichen und wirtschaftlichen Gemeinsamkeiten entwickeln. Der Erfahrungsaustausch unter diesen Ländern, zu den erfolgreicheren diesbezüglichen Maßnahmen, könnte eine starke Basis für eine "faire Vereinbarung über den Umgang mit Talent" darstellen.