DGB: Zum Frauentag blauer Brief aus Brüssel
Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock hat die klaren Worte aus Brüssel zu den dramatischen Lohnunterschieden zwischen Männern und Frauen in Deutschland begrüßt. „Viviane Reding erwartet von Deutschland mehr ‚Ambition’ und ‚Tatendrang’ in dieser Frage. Damit hat sie den Nagel auf den Kopf getroffen,“ sagte Sehrbrock am Sonntag in Berlin.
„Die Bundesregierung hat es bislang bei bloßen Appellen und unverbindlichen Vereinbarungen mit den Arbeitgebern belassen“, kritisierte Sehrbrock. „Wir brauchen endlich einen klaren gesetzlichen Rahmen, wie gleicher Lohn für Frau und Mann in absehbarer Zeit realisiert werden kann.“ Unternehmen könnten beispielsweise zu regelmäßigen Audits und konkreten Maßnahmenplänen verpflichtet werden. „Andere Länder wie Frankreich und Kanada haben längst politische Schritte für eine faire Bezahlung von Frauen eingeleitet“, so die stellvertretende DGB-Vorsitzende.
„Wie peinlich, zum Frauentag einen blauen Brief aus Brüssel zu bekommen“, sagte Sehrbrock. Dies unterstreiche jedoch, dass die Überwindung der Lohn-Ungerechtigkeit nicht allein Sache der Frauen sei. „Das ist kein individuelles Problem, sondern ein gesellschaftliches. Und unser Grundgesetz gibt dem Staat einen klaren Auftrag (Art. 3, Abs. 2): Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“
Die neue EU-Kommissarin für Justiz und Grundrechte, Viviane Reding, hatte Ende vergangener Woche insbesondere die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen in Deutschland kritisiert. Sie hatte Deutschland aufgefordert, „mit gutem Beispiel voranzugehen, anstatt Nachzügler zu sein.“ Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sei eines der ältesten Rechte und Werte. Reding will nach eigenen Worten die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede in der EU bis zum Ende ihrer Amtszeit deutlich verringern.