Aktuelles > DIHK: Europäische Forschungsförderung – Vorfahrt für die Wirtschaft!

Artikel Details:

Wirtschaft & Finanzen

DIHK: Europäische Forschungsförderung – Vorfahrt für die Wirtschaft!

Komplizierte Antragstellung, lange Bewilligungsfristen und bürokratische Berichtspflichten – das sind die Hauptkritikpunkte von Unternehmen an der aktuellen Europäischen Forschungsförderung. In der Konsequenz profitieren derzeit vor allem Forschungseinrichtungen und Universitäten mit spezialisierten Antragsabteilungen von den EU-Programmen.

Vielleicht ändert sich das bald: Der neue Förderprogrammentwurf „Horizon 2020“ der Europäischen Kommission soll wirtschaftsfreundlicher ausgestaltet werden. Zudem sieht das Programm ab 2014 eine deutliche Steigerung der Mittel vor: um 72 Prozent auf 87 Milliarden Euro im Sechsjahresprogramm bis 2020. Der Erfolg hängt aber von folgenden Faktoren ab:

Wirtschaftsbeteiligung ausbauen

Der auf Unternehmen entfallende Anteil der Fördermittel aus den europäischen Forschungsrahmenprogrammen ist im Laufe der Zeit drastisch gesunken, von 39 Prozent Mitte der 90er-Jahre auf aktuell gerade noch 24 Prozent. Eine Umkehr dieses Trends sollte für die Kommission höchste Priorität haben. Denn letztlich sind es doch die Unternehmen, die Forschung und neue Ideen in Wertschöpfung umsetzen. Der DIHK fordert deshalb als Zielmarke für die Beteiligung der Wirtschaft einen Anteil von 50 Prozent am Gesamtbudget.

Hürden für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) senken
Daneben ist eine KMU-freundlichere Ausgestaltung von „Horizon 2020“ notwendig, um insbesondere junge, innovative Unternehmen zur Teilnahme zu motivieren. Es bedarf dafür einfacher und unbürokratischer Fördermodule, die einen Einstieg in die europäische Forschung ermöglichen und zu anspruchsvolleren Vorhaben überleiten. Flankierend ist eine engere Betreuung von Unternehmen notwendig – von der Erstinformation bis zur Begleitung bei Partnersuche, Antragstellung und Projektabwicklung („One-Stop-Shop“).

Förderverfahren vereinfachen und beschleunigen

Im aktuellen Forschungsprogramm müssen Unternehmen bis zu 350 Tage auf die Bewilligung ihres Förderantrages warten – aus Sicht der Wirtschaft nicht akzeptabel. Zudem ist die Antragstellung oft nur durch Mitarbeiter mit Spezialkenntnissen oder durch die Hilfe externer Dienstleister zu stemmen. Es gilt also, schon die Antragstellung deutlich zu vereinfachen und die Frist von der Einreichung der vollständigen Antragsunterlagen bis zur Förderentscheidung spürbar zu verkürzen – 100 Tage sollten als verbindliches Ziel festgeschrieben werden.

Ein starkes Europa braucht innovative Unternehmen

„Horizon 2020“ hat das Potenzial, die Innovationskraft der Unternehmen zu erhöhen und damit einen echten Beitrag zu einem wettbewerbsfähigen Europa zu leisten. Es bedarf allerdings dafür eines wirtschaftsfreundlichen Signals aus Brüssel: Dazu zählt vor allem eine hohe Beteiligung von Unternehmen an der europäischen Forschungsförderung. Zudem sollten im engen Dialog mit der Wirtschaft die Beteiligungs- und Abrechnungsregeln in allen Programmen vereinfacht und konkretisiert werden. Nur so kann das Ziel erreicht werden, dass sich die Innovationskräfte der Unternehmen voll entfalten und sie dadurch zu mehr Wachstum und neuen Arbeitsplätzen in Europa beitragen.