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  • 01.04.2014 - 09:55 GMT
  • DIHK
Wirtschaft & Finanzen

DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben: Auslandsengagement steigt – besonders in Europa

„Das Ausland wird für deutsche Industrieunternehmen als Investitionsstandort noch attraktiver. Die Unternehmen wollen im laufenden Jahr dafür deutlich mehr Kapital in die Hände nehmen als 2013. Die großen Gewinner sind dabei unsere europäischen Nachbarländer.

Ein erstes Warnsignal für den Standort Deutschland ist die leichte Zunahme der Kosten am heimischen Standort als Motiv von Auslandsinvestitionen. Dieser steigt erstmals seit 2003 wieder leicht an.

Viele europäische Standorte haben zuletzt ihre Wettbewerbsfähigkeit durch zum Teil schmerzhafte Reformen merklich verbessert. Dies schlägt sich nun in den Investitionen deutscher Unternehmen nieder. Infolge der konjunkturellen Belebung werden diese Europartner allmählich auch als Absatzmarkt wieder interessanter. Deutsche Unternehmen sichern mittlerweile 2,8 Mio. Menschen in der EU einen Arbeitsplatz. Damit ist das Vorkrisenniveau fast wieder erreicht. Dieses Engagement in den Nachbarländern kommt aber indirekt auch dem Arbeitsmarkt in Deutschland zugute. Denn Betriebe mit Auslandsinvestitionen wollen parallel hierzulande kräftig Beschäftigung aufbauen – anders als Betriebe ohne entsprechende Auslandsaktivitäten. Insgesamt rechnen wir 2014 hierzulande mit 35.000 zusätzlichen Stellen in Industrieunternehmen, die im Ausland investieren.

Insgesamt will 2014 erneut fast jedes zweite Unternehmen (45 Prozent) im Ausland investieren. Als Zielregion setzen die Betriebe weiterhin auf die dynamische Entwicklung wachstumsstarker Regionen rund um den Globus. Sämtliche Vorhaben für Investitionen in Osteuropa und insbesondere in Russland stehen derzeit allerdings unter dem Vorbehalt der weiteren Entwicklung im Krim-Konflikt.

Die Rückkehr des Motivs „Kostenersparnis“ bei Investitionen im Ausland zeigt, dass der Anstieg bei Löhnen und Strompreisen nun beginnt, auf die Unternehmen durchzuschlagen. Die hohen Energiepreise sind mittlerweile für zwölf Prozent ein Grund im Ausland zu investieren – 2011 waren es nur neun Prozent. Gerade in Sachen Stromkosten sind die meisten Standorte außerhalb Deutschlands inzwischen günstiger. Hierzulande ist der Anstieg der Energie- und Rohstoffkosten mittlerweile seit vier Jahren aus Sicht der Industrieunternehmen größtes Geschäftsrisiko. Fast zwei Drittel nennen derzeit dieses Risiko. Da Sonderlasten wie die EEG-Umlage nur die heimische Wirtschaft treffen, sind sie eine zusätzliche Bürde im internationalen Wettbewerb – und inzwischen auch oftmals einen Anlass, Produktion ins Ausland zu verlagern. Besorgniserregend ist, dass Unternehmen, die wegen des Energie- und Rohstoffbezugs im Ausland investieren, sich zugleich bei ihren Plänen für Beschäftigung und Investitionen in Deutschland am stärksten zurückhalten. Auch der Fachkräftemangel schlägt sich nieder: Um diesem zu begegnen, investiert aktuell jedes zehnte Unternehmen im Ausland – 2011 nannten nur sieben Prozent diesen Grund.“