DIHK zum Fachkräftenachwuchs in Europa
Bildung und berufliche Qualifikation sichern Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Bei der Qualifizierung des Fachkräftenachwuchses in Europa gibt es Probleme: Jeder siebte 18-bis 24-Jährige in der Europäischen Union hat entweder keinen Schulabschluss oder nur einen Abschluss der Sekundarstufe I ohne weiterführende Schul- oder Berufsausbildung. Die auf EUEbene so definierte Abbrecherquote liegt damit im Schnitt in der EU bei über 14 %; in Deutschland bei gut 11 %.
Die EU-Staats- und Regierungschefs wollen diese Quote bis 2020 europaweit unter 10 % senken, um damit auch die hohe Jugendarbeitslosigkeit in der EU abzubauen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss sich jedes EU-Land eine ehrgeizige nationale Zielmarke setzen und seine Bildungsanstrengungen intensivieren. Deutschland als bevölkerungsreichstes Land und größte Volkswirtschaftmuss hierbei eine Motorrolle übernehmen.
Was ist in Deutschland zu tun?
Die Qualität der Schulbildung verbessern: Die jüngste PISA-Studie aus dem Jahr 2010 zeigt, dass noch immer fast ein Fünftel aller 15-Jährigen nur auf Grundschulniveau lesen und rechnen kann. Diesen sogenannten Risikoschülern fällt der Übergang in eine berufliche Ausbildung schwer, und sie können die Anforderungen dort oft nicht bewältigen. Deshalb muss in den Schulen eine individuelle Förderung der Jugendlichen alle Talente fördern und Potenziale ausschöpfen. Bei Lernschwächen muss ein spezieller Förderunterricht angeboten werden.
Den Übergang von der Schule in Ausbildung ebnen: Der von der Wirtschaft initiierte Nationale Ausbildungspakt unterbreitet jedem Jugendlichen, der kann und will, ein Angebot auf eine berufliche Qualifizierung. Lernschwächere erhalten künftig ein spezielles Angebot: eine betriebliche Einstiegsqualifizierung mit einer gezielten Förderung (EQ Plus).
Die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Unternehmen ausbauen: Durch Partnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen können Jugendliche praktische Erfahrungen in der Arbeitswelt sammeln, Berufe kennenlernen und ihre Chancen in den Unternehmen erkunden. Unternehmen können nach geeignetem Nachwuchs Ausschau halten und sich als interessante Arbeitgeber präsentieren. Das Risiko von Ausbildungsabbrüchen wird so vermindert.
Jedes Land muss seine Hausaufgaben machen. In den meisten EU-Ländern wird ein Berufsabschluss durch eine rein schulische Ausbildung erworben. Die praktischen Erfahrungen einer realen Arbeitssituation fehlen den Berufseinsteigern, und der Übergang in den Arbeitsmarkt gelingt häufig nicht. Die duale Berufsausbildung ist dagegen ein wirksames Instrument, um Jugendarbeitslosigkeit zu reduzieren und die Fachkräftebasis für die Unternehmen zu sichern. So ist die Jugendarbeitslosenquote (unter 25 Jahre) in Deutschland mit 9,1 % weniger als halb so hoch wie im EU-Schnitt (20,7 %): Hier ist Deutschland also Vorbild für europäische Nachbarn.