Preis Frauen Europas | Mit Beharrlichkeit für Gleichstellung und politische Teilhabe – Dr. Sylvia-Yvonne Kaufmann ist Frau Europas 2022
Am 04. Mai verlieh die Europäische Bewegung Deutschland (EBD) der ehemaligen Europaabgeordneten und langjährigen Vorsitzenden der Europa-Union Berlin (EUB) Dr. Sylvia-Yvonne Kaufmann den Preis Frauen Europas. Den Preis erhielt sie für ihr über 30-jähriges Engagement für ein vereintes Europa unter aktiver Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Als Mitglied des Europäischen Konvents initiierte sie maßgeblich die Aufnahme der Europäischen Bürgerinitiative in den Verfassungsentwurf der Europäischen Union 2002. Sie wurde später als bedeutende Neuerung in den Vertrag von Lissabon übernommen, um die politische Teilhabe von Bürgerinnen und Bürgern zu verankern.
Zu Beginn der Veranstaltung richtete der Gastgeber Dr. Jörg Wojahn, Vertreter der Europäischen Kommission in Deutschland, seine Grußworte an das Publikum. Er betonte die Wichtigkeit des Preis Frauen Europas angesichts der Tendenzen in einigen Mitgliedstaaten, Errungenschaften der Frauenbewegung wieder rückgängig zu machen. Besonderer Dank gelte deshalb dem Einsatz des heutigen Frauennetzwerks, das sich nun schon seit einer ganzen Generation aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Politik, Bildung, Kultur und Wirtschaft heraus für die Integration Europas engagiert.
Die Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey, pries Frau Dr. Kaufmann in ihrem Grußwort dafür, Menschen für Ehrenämter und für den politischen Diskurs über Europa zu begeistern. „Du hast mit Menschen gesprochen, die gar keinen Zugang zu Europapolitik haben. Du hast den Bogen geschlagen und deutlich gemacht, warum europäische Politik und das europäische Projekt auch für die Leute vor Ort von enormer Bedeutung ist“, lobte sie. Angesichts des Krieges in der Ukraine und der Geflüchtetenbewegung betonte sie das Engagement für die Integration und die gelebte Solidarität von Frauen für Frauen. Das zu würdigen sei extrem wichtig.
Die offizielle Laudatio auf die Preisträgerin hielt Dr. Hans-Gert Pöttering, ehemaliger Präsident des Europäischen Parlaments. Er lobte Dr. Sylvia-Yvonne Kaufmanns Mut, Kreativität und Beharrlichkeit. Dies seien Werte, die sie zu einer Visionärin gemacht hätten. Dass es niemals zu einer Verfassung auf europäischer Ebene gekommen sei, habe Frau Dr. Kaufmann zum Anlass genommen, sich aktiv für eine Alternative einzusetzen, nämlich für die Aufnahme der Europäischen Bürgerinitiative in den Vertrag von Lissabon. Die momentane Bedrohungslage in Europa riefe Herrn Dr. Pöttering ins Gedächtnis, dass der Schatz der europäischen Friedensgemeinschaft mit aller Kraft verteidigt werden müsse. Die Ukraine sei Teil von Europa – „Bei allen Unterschieden, die wir haben, lösen wir unsere Probleme durch Diskussion friedlich“, so Pöttering. Angesichts der Herausforderung durch totalitäre Staaten sei es wichtig, an die Würde des Menschen zu glauben und den Mut zu haben dafür zu kämpfen.
Auch die Vorsitzende des Netzwerks Preis Frauen Europas, Gudrun Schmidt–Kärner, richtete Lobworte an die Preisträgerin. Das Friedensprojekt Europa sei heutzutage für viele zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Doch dieses Friedensprojekt dürfe nicht aufs Spiel gesetzt werden. Frau Dr. Kaufmann habe sich als Fürsprecherin für mehr Europa in der Stadt Berlin aktiv dafür eingesetzt, Jugendliche für ein ehrenamtliches Engagement zu gewinnen. „Der Jugend gehört die Zukunft. Dazu brauchen wir mutige, weitblickende Menschen, Menschen wie Sylvia-Yvonne Kaufmann, um die Jugend für das Projekt Europa zu gewinnen“, schloss Frau Schmidt-Kärner ihre Rede ab.
Anschließend sprach die Preisträgerin selbst. Sie sehe die Auszeichnung vor allem als Anerkennung für die Europa-Union Berlin. „Menschen unterschiedlichster Couleur und unterschiedlichster politischer Überzeugung arbeiten parteiübergreifend daran, dieses Europa weiterzuentwickeln, weil sie gemeinsam eine Vision teilen, nämlich die eines föderalen Europas“, so Kaufmann. Sie bedankte sich dafür, dass der Berliner Senat Europa so viel Aufmerksamkeit widme. Hinsichtlich der düsteren Zeit, die wir momentan erleben, zitierte sie Willy Brandt: „Frieden ist nicht alles. Aber alles ist ohne den Frieden nichts.“ Als weltweit einzigartiges Konstrukt sei die Europäische Union nicht nur ein großer Binnenmarkt und eine supranationale demokratische Werte- und Rechtsgemeinschaft, sondern auch unser aller Garantie für Frieden und Freiheit. Dieses Friedensprojekt sei ein höchst kostbares Gut, für das sie sich weiterhin engagieren werde.
Abschließend sprachen die anwesenden Preisträgerinnen ein gemeinsames Schlusswort: „Wir Frauen Europas erheben unsere Stimme gegen den Krieg in der Ukraine und das Leid der Frauen und Kinder. Wir wünschen uns Frieden und werden uns mit unserer Kraft dafür einsetzen. Das versprechen wir Ihnen.“