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Fachforum Europa: „Europa vermitteln heute: einfach.neu.anders!?“

Darf Europa Spaß machen? Ein klares Ja und die Erkenntnis, dass die europabezogene Jugendbildung einen wichtigen Beitrag dazu leisten kann, war das Fazit des diesjährigen Fachforum Europa.

Am 9. und 10. März hatten sich wieder 150 Fachkräfte des europabezogenen Jugendbildungsbereiches zum alljährlichen Fachforum Europa versammelt, diesmal im Dresdener Hygienemuseum. JUGEND für Europa, Bundeszentrale für politische Bildung, Schwarzkopf-Stiftung, Interkulturellen Zentrum Österreich und Netzwerk EBD haben die Multiplikatorenkonferenz dieses Jahr auf die Beine gestellt. Partner vor Ort war die Sächsische Jugendstiftung. Das Fachforum bietet eine Plattform, auf der sich die Expertinnen und Experten über Neuigkeiten, Hindernisse oder Erfahrungen in Sachen Europa-Bildung für Jugendliche austauschen können.

Nach einem Begrüßungswort vom Direktor des Deutschen Hygiene-Museums Dresden, Prof. Klaus Vogel, startete die Tagung mit einer Einführung von Prof. Dr. Monika Oberle. Anhand zweier Studien der Universität Göttingen erläuterte Oberle die didaktischen Perspektiven europabezogener Bildungsarbeit. Die anschließende lebhafte Diskussion bestätigte, dass eine erfolgreiche Europa-Bildung von vielen Faktoren abhängt. Hauptproblem vieler Lehrkräfte sei heutzutage die Komplexität der Europäischen Union und wie dies an die Schüler vermittelt werden könne. Da bereits die Lehrer-Ausbildung EU-Themen kaum aufgreife, gebe es auch später Schwierigkeiten, den Jugendlichen die Europäische Union verständlich nahezubringen.

Nach dieser aufschlussreichen Eröffnung konnten die Fachkräfte beim Programmpunkt „Networking Europe“ einen ersten Eindruck der Arbeit des jeweils anderen gewinnen. Ganz nach dem Prinzip des „Speed-Dating“ hatten die Teilnehmer jeweils 15 Minuten Zeit, an einem runden Tisch die Bildungsarbeit ihrer Organisation vorzustellen.

Am Nachmittag begannen die Workshops, die von verschiedensten Jugend- und Bildungsvertretern geleitet wurden. Hier konnten die Teilnehmenden ganz nach ihrem Interesse und Arbeitsschwerpunkt teilnehmen. Die Workshops deckten eine Vielzahl von Themenfeldern ab: „Europa in der Schule“, „Europa digital – Jugendgerechtes Texten für mobile EuropäerInnen“, „Auf Augenhöhe – Strategien für eine erfolgreiche Peer-Education in der Europabildung“ und „Pro Europa – eine Ideenwerkstatt für Jugendbildung und Jugendarbeit“.

Besonderes Highlight am Montagabend war der Poetry-Slam Europa, bei dem das Hygienemuseum bis auf den letzten Stuhl gefüllt war – und nicht nur von Teilnehmern des Fachforums, sondern auch von vielen jungen Leuten aus Dresden. Anders als bis dato bekannte Poetry-Slams haben die Wettstreiter zum Thema Europa gedichtet. Vor allem das Thema ‚Angst‘ in Bezug auf die umstrittene Bewegung Pegida spielte eine große Rolle in den Poemen der Dichterinnen und Dichter. Gewinner des Poetry-Slam war der Berliner Autor Piet Weber, der durch seinen trockenen Humor die das Publikum zum jubeln brachte.

Am nächsten Morgen stand der Programmpunkt „Sharing Europe“ auf der Tagesordnung. Durch zahlreiche Kurzpräsentationen konnten die Fachkräfte einen Einblick in aktuelle europäische Projekte, Programme und Initiativen gewinnen und durch Fragen und Feedback weitere Anregungen austauschen. Einige dieser Projekte waren unter anderem die Initiativen Speechless in Europe, Young Workers for Europe oder EVS4ALL. Viel Zuspruch fand der seit zwölf Jahren immer weiterentwickelte Jugendblog youthreporter.eu, auf dem Jugendliche von ihren Auslandserfahrungen berichten können.

Das Abschlusspodium unter dem Titel: „Was tun gegen Populismus – wie kann Europa heute vermittelt werden?“ rundete die Tagung ab. Anregende Impulse kamen nicht nur von den deutschen Teilnehmern Tobias Heinemann (Sächsische Jugendstiftung) und Prof. Dr. Eckart D. Stratenschulte (Europäische Akademie Berlin), sondern auch aus Österreich durch Gertraut Diendorfer (Demokratiezentrum Wien) und aus Tschechien durch Lída Rakušanová (Radio Free Europe/ Česká televize München/Prag). Die Debatte griff das aktuelle Thema Populismus von allen Seiten auf, sei es im Jugend- oder Bildungsbereich. Die Meinungen wie solch ein Populismus zustandekomme, gingen jedoch meist auseinander. „Wachsender Populismus hängt weniger mit dem Intellekt, als vielmehr mit der Emotionalität der europäischen Bürger zusammen“, so eine These aus dem Publikum. Außerdem dürfe neben der jungen auch nicht die mittlere Generation vergessen werden: „Gerade diese neigt – Pegida beweist es – zu einem verstärkten Populismus.“

Obwohl keine Zauberformel gegen populistische Züge gefunden werden konnte, war man sich am Ende des Podiums und des Fachforums 2015 einig: „Europa darf Spaß machen und wir können, egal in welcher Form, einen Beitrag dazu leisten.“

Die Ereignisse der Veranstaltung können Sie mit dem #FachForumEuropa via Twitter verfolgen.

Die Dokumentation zum Fachforum Europa  finden Sie hier.