„Frauen Europas“ und medica mondiale verurteilen öffentliche Hinrichtung einer 22-jährigen Afghanin
Sie eint ihr Einsatz für das Zusammenwachsen und die Festigung eines vereinten Europas – und für Gleichberechtigung und Menschenrechte über Europa hinaus: Das Netzwerk der Trägerinnen des „Preis Frauen Europas – Deutschland“ hat gemeinsam mit der Frauenrechtsorganisation medical mondiale e.V. die Hinrichtung einer 22-jährigen Afghanin scharf verurteilt und zu Solidarität mit Frauenrechtsaktivistinnen in Afghanistan aufgerufen.
Hier die Pressemitteilung im Volltext:
Gewalt dieser Art in Afghanistan an der Tagesordnung
Die Trägerinnen des „Preis Frauen Europas – Deutschland“ und die Frauenrechtsorganisation medica mondiale verurteilen die öffentliche Hinrichtung der 22-jährigen Afghanin, die vergangene Woche vor laufender Kamera und unter dem Jubel dutzender Männer erschossen wurde, aufs Schärfste. Die Aufsehen erregende Tat, über die seit Sonntag weltweit in den Medien berichtet wird, darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Verbrechen dieser Art in Afghanistan immer wieder geschehen. Auch die internationale Gemeinschaft trägt Verantwortung für das Ansteigen der Gewalt am Hindukusch. medica mondiale und die „Frauen Europas“ fordern zur Solidarität mit Frauenrechtsaktivistinnen in Afghanistan auf.
Die Hinrichtung der 22-jährigen Afghanin in der Provinz Parwan ist „ein brutales Beispiel für die Auswüchse von Gewalt, die sich bei traumatisierten Gesellschaften in patriarchalen Systemen immer wieder gegen Frauen richten“, so Monika Hauser, geschäftsführendes Vorstandsmitglied von medica mondiale und seit 1995 Trägerin des Preis Frauen Europas. „Solange der Kriegszustand in Afghanistan anhält, den die verfehlte internationale Politik und ihre jahrelange Militärintervention stetig verschärft haben, werden wir immer wieder mit diesen Meldungen konfrontiert werden.“ Nächtliche Hausdurchsuchungen, willkürliche Inhaftierungen und Folter haben in Afghanistan dazu geführt, dass Gewalt mehr denn je zum Alltag der AfghanInnen gehört. „Das Angebot der ISAF, bei der Suche nach den Mördern der Afghanin behilflich zu sein, ist daher zynisch und scheinheilig“, so Hauser.
So grausam die Ermordung der Afghanin auch sei, deren Videomitschnitt ausgerechnet am vergangenen Sonntag während der Afghanistan-Konferenz in Tokio publik wurde, dürfe sie von den Medien jedoch nicht zu einer Einzeltat stilisiert werden, betont Hauser. Die Tatsache, dass Gewaltverbrechen wie diese in Afghanistan immer wieder und in letzter Zeit immer häufiger passieren, mache eher deutlich, dass die internationale Gemeinschaft endlich Entschlossenheit und Konsequenz bei der Förderung des zivilen Aufbaus, insbesondere von Frauenrechtsprogrammen, zeigen muss. Diesen Gedanken tragen auch viele Afghaninnen im Herzen, die am Mittwochvormittag bei einer Demonstration in Kabul ihrem Entsetzen und ihrer Entrüstung über die öffentliche Hinrichtung der 22-jährigen Frau Ausdruck verliehen. „Seien wir an der Seite dieser Frauen!“, fordert Monika Hauser, „und nehmen die internationale Gemeinschaft beim Wort, ihnen endlich die Unterstützung zuteilwerden zu lassen, die sie für ein Leben ohne Gewalt und Unterdrückung benötigen – nicht morgen oder übermorgen, sondern jetzt.“