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Bildung, Jugend, Kultur & Sport, Europäische Wertegemeinschaft

IB | Thiemo Fojkar zum Eurovision Song Contest, Robert Schuman und zum Europäischen Jahr der Jugend

„Was bedeutet „Europa“ für Sie? Ist es einfach ein Kontinent? Ist es für Sie nur der Rahmen für internationale Wettbewerbe wie die Fußball-EM oder den heute beginnenden Eurovision Song Contest? Oder bedeutet „Europa“ für Sie die Idee der friedlichen Kooperation von Ländern unserer Region, die bestimmte Werte teilen?

Hinter uns liegen historisch bedeutsame Tage: Am 5. Mai jährte sich die Gründung des Europarates von 1949. Am 8. Mai gedachten Millionen Menschen weltweit der Toten des 2. Weltkriegs. Und gestern vor genau 72 Jahren veröffentlichte der damalige französische Außenminister Robert Schuman seinen Plan für eine wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem deutschen Nachbarn. Das Papier gilt als Ausgangsdokument der Europäischen Union. Der in den späten 1940er-Jahren unter dem Eindruck des grauenhaften Krieges gestartete Versuch einer freundschaftlichen Kooperation der Nationen nahm damit Formen an. Immer mehr Staaten schlossen sich an. Im neuen Jahrtausend kamen sogar Länder hinzu, die zuvor dem Warschauer Pakt angehört hatten.

Doch nationale Egoismen populistischer Parteien und Politiker*innen haben die europäische Idee seit den 2010er-Jahren immer wieder durch ihr Handeln in ihrer Substanz in Frage gestellt. Traurige Höhepunkte waren der populistisch motivierte Brexit sowie nachhaltige Konflikte zwischen der EU und einigen ihrer osteuropäischen Mitglieder – zum Beispiel in Fragen der Rechtstaatlichkeit, wie der Einschränkung unabhängiger Gerichte. Für viele Europäer*innen war die Notwendigkeit kontinentaler Freundschaft offenbar nicht mehr so groß wie bei Gründung der EU. Eine gewisse Verdrossenheit wurde immer deutlicher.

Wer jedoch einen Beweis benötigte, dass europäischer Zusammenhalt heute wichtiger denn je ist, sollte ihn spätestens im Überfall Russlands auf die Ukraine gefunden haben. Europa braucht Einheit in der Konfrontation mit der außer Kontrolle geratenen russischen Regierung. Im Kreml teilt man offenbar nicht die Werte von Frieden, Demokratie, Zusammenarbeit und Verständigung.

Um genau diese Werte bei jungen Menschen zu stärken, hat der IB gestern seine Kampagne zum Europäischen Jahr der Jugend gestartet. Mit der Teilnahme an der von der EU für 2022 ausgerufenen Aktion möchten wir die berufliche, persönliche und soziale Entwicklung sowie die europäischen Erfahrungen junger Menschen fördern. Dazu gehört zum Beispiel internationaler Jugendaustausch, wie ihn der IB seit vielen Jahrzehnten organisiert. Alle Informationen zum Europäischen Jahr der Jugend im IB gibt es auf einer eigens dafür eingerichteten Website.

Ich bin von der europäischen Idee zutiefst überzeugt und daher seit Jahren für den und im Interesse des IB in entsprechenden Organisationen engagiert. Aus meiner Sicht sehen wir aktuell in Russland, wohin nationaler Egoismus führt. Bei aller notwendigen und mitunter berechtigten Kritik an den europäischen Institutionen: Für mich ist der Weg der Verständigung und Zusammenarbeit zwischen den Ländern unseres Kontinents der mit Abstand beste.“