Aktuelles > Kommission will keine neuen Superstrukturen schaffen – Kapitalmarktunion

Artikel Details:

Wirtschaft & Finanzen

Kommission will keine neuen Superstrukturen schaffen – Kapitalmarktunion

Mangelndes Wachstum als Gefahr für Finanzmarktstabilität, Rückbesinnung auf den Binnenmarkt und Vergemeinschaftung der Kapitalmarktstrukturen; das waren nur einige Schlagworte bei der EBD-Grünbuchanalyse zur Kapitalmarktunion.

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Europäischen Kommission im Europäischen Haus in Berlin statt. Das Grünbuch wurde vorgestellt von Tilman Lüder aus der Generaldirektion Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion (FISMA) der Europäischen Kommission. Die Begrüßung erfolgte durch den stellvertretenden Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin Bernhard Schnittger. Die Moderation übernahm Karoline Münz von der EBD.

Mit ihrem Grünbuch will die Europäische Kommission das wirtschaftliche Wachstum in der EU fördern, dafür müsse es gelingen Investitionen zu fördern. Ziel ist es eine Kapitalunion für alle 28 Mitgliedstaaten zu schaffen, Investitionshindernisse abzubauen und das Vertrauen in die Kapitalmärkte zu stärken.

Die geplanten Maßnahmen der Kommission umfassen fünf Prioritäten für frühzeitige Maßnahmen:

  • Abbau der Schranken für den Zugang zu den Kapitalmärkten
  • Verbreiterung der Anlegerbasis für KMU
  • Nachhaltige Verbriefungen
  • Förderung langfristiger Investitionen
  • Entwicklung europäischer Märkte für Privatplatzierungen;

sowie langfristige Überlegungen als Grundsteine für eine integrierte und starke Kapitalmarktunion.

Im Mittelpunkt standen Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU). Für diese soll der Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten am Kapitalmarkt, einschließlich Risikokapital, erleichtert werden.

Lüder betonte die Notwendigkeit einer Diversifizierung der Finanzierungsquellen. Dort wo die Finanzierung durch Banken nicht ausreichend sei, müsse eine Finanzierung am Kapitalmarkt möglich sein. Folglich sollten Banken- und Kapitalmarktfinanzierung als komplementär, nicht als konträr, verstanden werden.

Grundlage für eine echte Kapitalmarktunion sei die Harmonisierung bestehender nationaler Rechtsrahmen, bspw. von Investitionsrichtlinien, Daten- und Meldestandards, Anlegerrechten und des Insolvenzrechts. Um grenzüberschreitende Investitionen zu fördern sei diese Angleichung bzw. gegenseitige Anerkennung unabdingbar.

Eine zentrale Maßnahme des Grünbuchs ist auch die bessere Einbindung von Privat- und Kleinanlegern. Um für diese Gruppe Anreize zu schaffen, müsse vor allem das Vertrauen in die Märkte gestärkt werden. Dafür geeignet seien risikoarme, standardisierte Finanzprodukte wie z.B. OGAW.

Heftig diskutiert wurden Steuererleichterungen bzw. steuerliche Anreize für Kredit- und Beteiligungsfinanzierung. Sollten Investitionen durch Steueranreize erleichtert werden oder kommt es dadurch zu Wettbewerbsverzerrungen?

Fragen ergaben sich auch zu den geplanten Verbriefungen. Die Kommission will in Zusammenarbeit mit Zentralbanken und Aufsichtsbehörden einfache, transparente und hochwertige Verbriefungen entwickeln, um eine Brücke zwischen Banken- und Kapitalmarkt zu schlagen. Ein europäisches Qualitätssiegel dafür wird diskutiert.

Regulationsmechanismen, Überstandardisierung, externe Ratings und Schattenbanken waren weitere Diskussionspunkte.

Die Kommission begrüße weitere Ideen und Vorschläge im Rahmen der Konsultationsverfahren. Die Online-Konsultation ist bis zum 13. Mai 2015 geöffnet.

Das Grünbuch der Kommission zur Kapitalmarktunion finden Sie hier. Eine Präsentation mit den zentralen Fragestellungen und Hintergrundinformationen zum Grünbuch steht Ihnen hier zum Download zur Verfügung.