Nachgefragt bei… Antje Rothemund
Mit dem Format „Nachgefragt bei“ kommen regelmäßig europapolitische Stimmen in Form eines Kurzinterviews zu Wort. Um mehr über die europäische Jugendarbeit zu erfahren, haben wir mit Antje Rothemund, Leiterin der Jugendabteilung im Europarat, gesprochen.
Wie unterstützt der Europarat europäische Jugendarbeit und wieso ist diese Arbeit wichtig für die demokratische Teilhabe in Europa?
„Junge Menschen bestimmen die Politik des Europarates mit. Wir werben nicht nur für demokratische Teilnahme, wir praktizieren Gemeinschaftsverwaltung von Jugendvertretungen und Fachministerien der Mitgliedsländer und sichern so die Relevanz und Nachhaltigkeit unserer Strategien und Programme. Dieses Jahr feiern wir im Europarat das 50-jährige Jubiläum des Europäischen Jugendzentrums in Strasbourg (EJZ) und des Europäischen Jugendwerkes (EJW), von allen Mitgliedsstaaten gegründet als „wichtige Instrumente der Beteiligung der europäischen Jugend am Aufbau Europas“. Diese Beteiligung basierend auf aktiver Teilhabe, Respekt der Menschenrechte und Grundfreiheiten, internationaler Zusammenarbeit und mit dem Ziel der Wahrung von Frieden in Europa.“
Durch welche aktuellen beispielhaften Initiativen und Projekte unterstützt der Europarat demokratische Beteiligung?
„Die von unserem Jugendbeirat initiierte europaweite Kampagne „Democracy here – democracy now“ spricht demokratische Defizite an und möchte Vertrauen zwischen jungen Menschen und demokratischen Institutionen und Prozessen schaffen, denn es besteht dringender Reformbedarf bei vielen öffentlichen Einrichtungen und Institutionen. Unsere Projekte im Bereich der Menschenrechtsbildung, Antidiskriminierungsarbeit, der Friedenspädagogik in Konfliktgebieten und zur Unterstützung der Jugendarbeit, besonders auch in der Ukraine, sind gegenwärtig weitere Prioritäten. Unsere zwischenstaatliche Zusammenarbeit erstellt zu allen Bereichen wichtige Empfehlungen, die die Entwicklungen auf nationaler and lokaler Ebene in unseren 46 Mitgliedsstaaten unterstützen.“
Welche Synergien gibt es zwischen der Jugendpolitik des Europarates und der EU und was unterscheidet die Arbeit der Institutionen im Jugendbereich?
„Besonders im Bereich Jugendforschung und Jugendarbeit arbeiten Europarat und EU eng zusammen, gemeinsame Arbeitsschwerpunkte werden durch das Team der Youth Partnership umgesetzt, unter deutschem Vorsitz wurde 2021 die gemeinsame „European Youth Work Agenda“ initiiert. Viele jugendpolitische Richtlinien und die Erfahrungen der multilateralen und interkulturellen Bildungsarbeit des Europarates waren wichtig im Aufbau der Jugendprogramme der EU. EIn gravierender Unterschied ist sicherlich die jeweilige finanzielle Ausstattung: der Europarat nutzt die zur Verfügung stehenden, bescheidenen Mittel für Bildung von Multiplikatoren im Gemeinwesen, Entwicklung von Grundlagenwissen, Qualitätsstandards und zur Umsetzung jugendpolitischer Richtlinien mit Fachministerien. Die finanziell besser ausgestattete EU kann durch großflächig angelegte Jugendprogramme Millionen junger Menschen erreichen. Doch beide Institutionen möchten Europa erlebbar und greifbar machen und die Lebensbedingungen aller in Europa lebenden jungen Menschen verbessern.“