Nachgefragt bei… Dr. Sylvia-Yvonne Kaufmann
Mit dem Format „Nachgefragt bei“ kommen regelmäßig europapolitische Stimmen in Form eines Kurzinterviews zu Wort. Heute heißt es in einer Sonderausgabe: Nachgefragt bei… Dr. Sylvia-Yvonne Kaufmann, seit dem Internationalen Frauentag frisch gekürte Preisträgerin des Preis Frauen Europas 2022.
Frau Dr. Kaufmann, Sie setzen sich für ein Europa ein, das von ihren Bürgerinnen und Bürgern aktiv mitgestaltet wird. Warum kann Europa nur mit gesellschaftlichen Kräften gelingen?
Gelebte lebendige Demokratie ist von grundlegender Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des europäischen Einigungsprojekts. Wer selbst erfährt, dass es nicht irgendein abstraktes Gebilde weit weg vom eigenen Lebensalltag ist und zugleich die Möglichkeit hat mitzugestalten, wird es auch als „mein Europa“ verstehen und verteidigen.
Die Förderung und Partizipation von Frauen am politischen Diskurs liegt Ihnen besonders am Herzen. Welche Perspektive auf Europa bringen speziell Frauen ein?
Frauen verbinden mit Europa die Hoffnung auf Fortschritte bei der umfassenden Gleichstellung der Geschlechter in der Gesellschaft. Mit Artikel 23 der Charta der Grundrechte der EU, den ich mit den Frauen des ersten Europäischen Konvents erstritten habe, gibt es dafür eine zentrale europarechtliche Grundlage. Aber, es muss noch sehr viel mehr getan werden.
Welche konkreten Maßnahmen zur Gleichstellung von Frauen und Männern müssen auf EU-Ebene an erster Stelle umgesetzt werden?
Meine drei Prioritäten wären: die Durchsetzung des Grundsatzes des gleichen Entgelts für Männer und Frauen bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die rote Karte bei Gewalt gegen Frauen.