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Wettbewerbsfähigkeit, Wirtschaft & Finanzen

Nur keine Panik | EBD De-Briefing EZB-Rat

Die Beschlüsse des EZB-Rates sind keine Kehrtwende in der Geldpolitik, sondern die Entscheidungen basieren auf dem Hintergrund eines schwächeren Wachstums- und Inflationsausblicks. Das war die Kernbotschaft von Gabriel Glöckler (Principal Adviser Communications, EZB) und Tobias Linzert (Generaldirektion Geldpolitik, EZB), die im Rahmen des EBD De-Briefings die geldpolitischen Beschlüsse des EZB-Rats vom 7. März 2019 mit 40 Vertreterinnen und Vertretern der Interessengruppen diskutierten. Die Veranstaltung moderierte EBD-Generalsekretär Bernd Hüttemann, Gastgeber war die Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland.

Finanzmärkte, Medien und Wirtschaft haben die Entscheidungen des obersten Beschlussorgans der Europäischen Zentralbank teils überrascht aufgenommen, aus diesem Grund gingen die beiden Referenten beim De-Briefing insbesondere auf die Hintergründe der im Rat getroffenen Beschlüsse ein. Im Vordergrund stand die Entscheidung, die Leitzinsen unverändert zu lassen und die Erwartung des EZB-Rats, dass die Leitzinsen der EZB mindestens über das Ende 2019 und in jedem Fall so lange wie erforderlich auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden, um eine fortgesetzte nachhaltige Annäherung der Inflation an ein Niveau von unter, aber nahe 2 % auf mittlere Sicht sicherzustellen. Diese neu formulierte Erwartung über den zukünftigen Zinsverlauf begründe sich vor allem durch den Hauptauftrag der EZB: die Gewährleistung von Preisstabilität durch eine Annäherung der Inflation an ein Niveau von unter, aber nahe 2%. Der EZB geht es daher weiter darum, mit niedrigen Leitzinsen zu günstigen Finanzierungsbedingungen für Firmen und Haushalte beizutragen, um damit das Wachstum und die Inflation in der Eurozone zu unterstützen.

Der nach wie vor verhaltene Preisdruck ist vor allem die logische Konsequenz eines seit 2018 deutlich schwächerem Wachstums in der Eurozone. Die Referenten benannten dafür drei Gründe: erstens sei auch das globale Wirtschaftswachstum schwächer geworden, was mit anhaltenden Unsicherheiten im Zusammenhang mit geopolitischen Faktoren (etwa globaler Protektionismustendenzen im internationalen Handel) begründet werden könne. Direkte Folge davon seien zweitens eine Eintrübung der Konjunkturklimas, dass sich auf die Binneninvestitionen niederschlagen kann. Drittens hätten vor allem in Deutschland temporäre Faktoren das Wachstum gehemmt. Insgesamt, wird durch die schwächere Konjunkturentwicklung die Anpassung der Inflationsentwicklung an das Inflationsziel der EZB gebremst.

Zusätzlich hat der EZB-Rat eine neue Reihe gezielter langfristiger Refinanzierungsgeschäfte (GLRGIII bzw. engl. TLTRO III) ab September 2019 angekündigt. Bei den nun eingesetzten GLRG III ginge es darum, den Banken Refinanzierungssicherheit zu gewährleisten und die Fälligkeiten der Refinanzierungsgeschäfte zukünftig besser zu verteilen. Dies soll auch in Zukunft dafür sorgen, dass die Kreditbedingungen besonders für Firmen und Haushalte günstig bleiben.

Welche regionalen Unterschiede gibt es bei der Wachstumsentwicklung in der Eurozone? Warum fällt etwa die Prognose der Binnennachfrage durch die EZB in Frankfurt anders aus als bei den Interessengruppen in Berlin? Wie werden die horrenden Preissteigerungen im Immobilienmarkt, hervorgerufen durch den niedrigen Leitzins, bewertet? Antworten auf diese Fragen diskutierten Linzert und Glöckler im Anschuss mit den anwesenden Gästen. Deutlich wurde: Die europäische Perspektive auf Wachstums- und Leitzinsentwicklung sorgt für eine Relativierung regional beobachtbarer Extreme.