VDA: Deutsche Industrie ist Motor der europäischen Wirtschaft
Wissmann: Exportstärke stabilisiert Europa.
"Im Sturm der Schulden- und Finanzkrise, der momentan über Europa hinwegfegt, zeigt sich der industrielle Sektor einmal mehr als Fels in der Brandung. Insbesondere die deutsche Industrie ist Motor der europäischen Wirtschaft. Sie erwirtschaftet rund 26 Prozent der industriellen Bruttowertschöpfung der Europäischen Union", sagte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes Automobilindustrie (VDA), auf einer Podiumsdiskussion in Berlin anlässlich des 70. Geburtstages von Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser. In Deutschland hat das produzierende Gewerbe mit rund einem Viertel den größten Anteil an der Bruttowertschöpfung, zusammen mit den industrienahen Dienstleistungen liegt der Anteil sogar bei einem Drittel.
90 Prozent der deutschen Exporte leistet die Industrie. Allein die Automobilindustrie, die drei von vier in Deutschland gebauten Autos ins Ausland verkauft, steht für rund ein Fünftel der Ausfuhren. "Diese Exportstärke zeigt die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie und sichert Wachstum und Beschäftigung im Inland", betonte Wissmann. Bereits die Krise 2008/2009 habe gezeigt, dass Finanzwirtschaft und Dienstleistungen zwar wichtig seien, aber Volkswirtschaften auf sie allein nicht bauen könnten. "Nur mit einer starken Realwirtschaft, mit einer starken industriellen Basis, werden wir die Herausforderungen in Deutschland und Europa meistern", so Wissmann.
In diesem Zusammenhang ging der VDA-Präsident auch auf das vor wenigen Wochen vom Europäischen Rat und EU-Parlament beschlossene Economic Governance-Paket ("Sixpack") ein. Das Paket tritt im Dezember in Kraft und soll eine Art Schulden-Frühwarnsystem sein, das mehr Transparenz schafft und schnelleres Handeln ermöglicht. Die darin beschlossenen Maßnahmen sehen unter anderem eine regelmäßige Kontrolle der nationalen Reformprogramme durch die Kommission sowie automatisierte Sanktions-verfahren vor. Wissmann begrüßte diese Maßnahmen: "Wir brauchen eine europäische Schuldenbremse und die wirksame Sanktionierung der ‚Schulden-Unkultur‘. Die Politik muss die Turbulenzen auf den Finanzmärkten in den Griff bekommen, überzeugende Regulierungskonzepte durchsetzen und der Schuldenkrise durch glaubwürdige Sparkonzepte begegnen. Nur so kann eine ‚Infektion‘ der Realwirtschaft durch die erratischen Finanzmärkte vermieden werden."
Kritik übte der VDA-Präsident hingegen an einer ebenfalls im "Sixpack" enthaltenen Regelung, nach der zukünftig auch Länder mit Leistungsbilanzüberschüssen für makroöko-nomische Instabilität verantwortlich gemacht, zu Reformen aufgefordert und sogar zu Strafzahlungen gezwungen werden könnten. "Auch wenn wir aktuell andere Signale aus Brüssel hören, sehen wir diese Beschlüsse mit Sorge. Exportstärke dient dem EU-Binnenmarkt insgesamt und trägt gerade in der jetzigen Situation zur Stabilisierung Europas bei. Wenn Europa im weltweiten Wettbewerb bestehen will, dürfen nicht die Schwächsten die Maßstäbe setzen, sondern die Innovativsten und Besten", betonte Wissmann.