VDA zum Vorschlag der EU-Kommission für eine CO2-Regulierung für Pkw bis 2020
CO2-Regulierung muss Innovationen fördern und Wettbewerbsfähigkeit sichern. „Der für 2020 vorgeschlagene Pkw-Flottengrenzwert von 95g/km CO2 ist sehr ambitioniert und erfordert erhebliche technische Anstrengungen und Investitionen.“ Das erklärte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobil-industrie (VDA) zum heute von der EU-Kommission vorgelegten Vorschlag der CO2-Regulierung für Pkw bis zum Jahr 2020.
95g/km CO2 entsprechen einem Spritverbrauch von nicht einmal 4 Litern auf 100 Kilometern. "Die deutsche Automobilindustrie wird alles daran setzen, diese anspruchsvolle Reduktionsleistung zu erbringen. Allerdings wird das 95-Gramm-Ziel nicht ohne erhebliche Mehrkosten zu erreichen sein. Um den Aufwand für Industrie und Verbraucher im wirtschaftlich vertretbaren Rahmen zu halten, sollte die Ausgestaltung der Regulierung vor allem auf intelligente Anreize für Innovationen setzen, statt auf starre Grenzwerte. Allen Beteiligten muss klar sein, dass es in diesem Projekt um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Automobilindustrie geht", sagte der VDA-Präsident. "Leider geht die Kommission wieder einmal außerordentlich bürokratisch und zaghaft vor, was sich zum Beispiel an der Frage der Elektromobilität zeigt. Mit einer unzureichenden Incentivierung sollen nur 20.000 Fahrzeuge pro Hersteller innerhalb von 3 Jahren für die CO2-Reduzierung anerkannt werden. Hier verfolgen viele Länder, etwa die USA und China, einen innovationsfreundlicheren Weg. An all dem sieht man, dass die EU-Kommission nicht wirklich an einer Stärkung des Industrie- und Innovationsstandortes Europa interessiert ist."
Die bereits geltende CO2-Regulierung sieht einen Grenzwert von 130 Gramm für das Jahr 2015 für die europäische Pkw-Flotte vor. Das bedeutet eine Reduktion um über 30 Gramm in zehn Jahren (Basisjahr 2006). Wissmann: "Das 95-Gramm-Ziel erfordert nun eine größere Reduzierung in kürzerer Zeit. Demnach müssen die europäischen Automobilhersteller in nur fünf Jahren, nämlich von 2015- 2020, durchschnittlich 35 Gramm CO2 einsparen."
Der VDA-Präsident wies deshalb darauf hin, dass die Regulierung ausgewogen sein muss. Die Anforderungen sollten für alle Hersteller gleichermaßen ehrgeizig sein und nicht zu Lasten einzelner Unternehmen gehen. "Die für den 2015er-Grenzwert festgelegte Lastenverteilung verlangt bereits von den Herstellern größerer Pkw eine überproportionale Senkung der CO2-Emissionen. Mit dem jetzigen Vorschlag wird diese Lastenverteilung noch einmal verändert. Die Kommission hat nicht überzeugend erklärt, weswegen sie diese Korrektur vornimmt."
Wissmann betonte die Bedeutung der CO2-Gesetzgebung für den Industriestandort Europa. Die angestrebten Grenzwerte seien die schärfsten weltweit. "Gerade jetzt, wo der Sturm der Schulden- und Finanzkrise über die europäischen Automobilmärkte hinwegfegt, ist Augenmaß gefragt. Die Vorgaben müssen die Balance zwischen ökologischer Verantwortung und wirtschaftlicher Tragfähigkeit wahren und damit Wertschöpfung und Arbeitsplätze sichern. Wenn Europa mittel- und langfristig ein führender Technologie- und Produktionsstandort der europäischen Automobilindustrie bleiben will, müssen die Rahmenbedingungen stimmen." Ohne Premium sei der Automobilstandort Europa nicht denkbar. Allein in Deutschland hänge jeder zweite Arbeitsplatz bei den Automobilherstellern vom Premiumsektor ab.
Wissmann: "Die deutschen Automobilhersteller haben in den vergangenen Jahren die CO2-Emissionen ihrer in Deutschland neu zugelassenen Pkw kontinuierlich verringert – von 175,2 g/km CO2 im Jahr 2006 auf 142,4 g im April 2012. Inzwischen haben mehr als 60 Prozent aller in Deutschland neu zugelassenen Pkw einen Normverbrauch von unter 6 Litern." Diese sehr guten Erfolge bei der Absenkung des CO2-Ausstoßes könnten aber für die kommenden Jahre nicht einfach linear fortgeschrieben werden. "Viele einfache und kosteneffiziente CO2-Maßnahmen wurden bereits eingeführt. Weitere Einsparungen werden nochmals mit zunehmend höheren Investitionen verbunden sein, da für die Annäherung an die physikalischen Grenzen immer höherer Technologieeinsatz erforderlich ist", so Wissmann.