VdF: Essen die Europäer genug Obst und Gemüse?
Die Antwort liefert eine Untersuchung des Europäischen Informationszentrums für Lebensmittel (EUFIC) und kommt zu dem Schluss: In vielen europäischen Ländern wird zu wenig Obst und Gemüse gegessen. Die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von mehr als 400 Gramm Obst und Gemüse pro Tag werden häufig nicht erreicht. Als Hindernisse zur Realisierung der empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse täglich sehen die Europäer Zeitmangel und fehlende Einflussmöglichkeiten, auf das was gegessen wird.
Bisher haben unterschiedliche Begriffsdefinitionen und der Mangel an vergleichbaren Daten in den europäischen Ländern einen direkten Vergleich des Obst- und Gemüsekonsums vereitelt. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat jetzt Daten aus 32 nationalen Erhebungen zu Ernährungsgewohnheiten aus 22 Mitgliedsstaaten ausgewertet und die Daten durch eine Skalierung vergleichbar gemacht.
In Zusammenarbeit mit den einzelnen Europäischen Staaten arbeitet die EFSA an der Entwicklung von standardisierten Methoden zur Erfassung des Lebensmittelverzehrs in Europa. Das Ziel ist eine umfassende Datenbank über den Lebensmittelverzehr in einzelnen Mitgliedsländern zu erstellen, um Aussagen zum Ernährungszustand der europäischen Bevölkerung machen zu können.
Erste Ergebnisse aus den nationalen Erhebungen zeigen einen durchschnittlichen Verzehr pro Kopf und Tag von 220 Gramm Gemüse (einschließlich Hülsenfrüchte und Nüsse) und 166 Gramm Obst. Daraus ergibt sich eine Gesamtmenge von 386 Gramm. Diese Menge sieht den ersten Blick nicht so schlecht aus, aber es handelt sich um Durchschnittswerte aus ganz Europa. Analysiert man die Daten, zeigt sich ein deutliches Nord-Süd-Gefälle im Obst- und Gemüsekonsum. Beispielsweise liegt der Verzehr in Island mit 196 Gramm Obst und Gemüse weit unter dem Durchschnitt und die Versorgung in Italien mit 452 Gramm pro Tag weit darüber. Nur Polen, Deutschland, Italien und Österreich erreichen die von der WHO empfohlenen täglichen Mengen. Deutschland liegt mit einem durchschnittlichen Verzehr von 442 Gramm pro Tag auf dem dritten Platz.
Das Ergebnis der EFSA-Analyse zeigt deutlich, dass nur vier der teilnehmenden Mitgliedsstaaten die WHO-Empfehlung von mehr als 400 Gramm Obst und Gemüse pro Tag erreichen. Eine eindeutige Interpretation für dieses Ergebnis lässt sich schwer ermitteln, denn das Ernährungsverhalten und damit der Obst- und Gemüsekonsum werden von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Dazu gehören beispielsweise das gesellschaftliche und kulturelle Umfeld, das Gesundheitsbewusstsein und die geschmacklichen Vorlieben.
Klar ist, dass familiäre Faktoren für das Ernährungsmuster ausschlaggebend sind. Für Kinder ist die Vorbildfunktion der Eltern bei der Entwicklung von Nahrungsmittelvorlieben von großer Bedeutung. Kinder, die von früh an, reichlich Obst und Gemüse essen, werden diese Gewohnheit mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Leben lang beibehalten.
Erwachsene sehen Zeitmangel, unregelmäßige Arbeitszeiten, zunehmende Außer-Haus-Verpflegung und ein hektischer Lebensstil als größte Hürden in der Realisierung einer gesunden Ernährung.
Der positive Beitrag einer obst- und gemüsereichen Ernährung auf die Gesundheit wird in vielen Studien belegt, deshalb gibt es auf nationaler und internationaler Ebene zahlreiche Programme zur Förderung des Obst- und Gemüsekonsums. Ein Beispiel in Deutschland ist die Kampagne „5 am Tag“, die zum Essen von mehr Obst und Gemüse anregen will und in vielen Ländern Europas sowie auch in den USA mit unterschiedlichsten Aktionen Multiplikatoren und Verbraucher anspricht (Italien, Großbritannien, Frankreich). Dabei gibt es auch Tipps, wie die fünf Portionen täglich auch erreicht werden können. So entspricht neben frischem Obst und Gemüse auch ein Glas Fruchtsaft (200 Milliliter) einer der empfohlenen fünf Portionen pro Tag.