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  • 21.09.2012 - 14:23 GMT
  • vzbv
Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit & Verbraucherschutz

vzbv: EU-Finanzmarktrichtlinie: Weichen stellen für ehrliche Finanzberatung

Verbraucherverbände fordern Provisionsverbot für Finanzberatungen.

Die Verhandlungen über die Zukunft der Finanzberatung gehen in die entscheidende Phase: Am 26. September berät der Ausschuss für Wirtschaft und Währung im Europäischen Parlament (ECON) über den Finanzmarktrichtlinienentwurf MiFID, der unter anderem die Finanzvermittlung regulieren soll. In dem Entwurf erkennt die EU-Kommission Provisionen als Ursache für Fehlberatungen, plädiert aber nur für ein eingeschränktes Provisionsverbot.

„Ein generelles Provisionsverbot ist unverzichtbar“, sagt Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). „Die Finanzberatung muss so geregelt werden, dass sie Verbrauchern hilft. Provisionsinteressen von Finanzvermittlern, Banken und Sparkassen verhindert das. Um die Ursache für Fehl- und Falschberatung endlich anzupacken, muss sich die Bundesregierung für ein europaweites Provisionsverbot stark machen.“

In ihrem Richtlinienentwurf vom 20. Oktober 2011 hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, Provisionen bei einer „unabhängigen Beratung“ zu verbieten. Das sind Beratungen, die unabhängig von bestimmten Produktanbietern erfolgen. Für Verbraucherverbände in Europa führt kein Weg an einem konsequenten Provisionsverbot vorbei – ob abhängige oder unabhängige Beratung. Deshalb fordert der vzbv die Abschaffung von Provisionen. „Es wäre ein fauler Kompromiss, das Provisionsverbot auf die unabhängige Finanzberatung zu beschränken. Die EU hat den Fehler im System erkannt, jetzt muss sie ihn konsequent bekämpfen“, sagt Billen.

Beratungen auf Provisionsbasis sind nichts anderes als Produktverkauf und münden oft in einem Verkauf, der nachtteilig für Verbraucher sein kann. Erfahrungen aus den täglichen Beratungen in den Verbraucherzentralen, zeigen, dass den meisten Verbrauchern ungeeignete und teure Finanzprodukte verkauft werden, nur weil der Verkauf dieser Produkte lukrativ ist.

„Provisionsgetrimmte Vergütungsregeln und die Gier nach immer mehr Profit haben den Finanzmarkt an die Wand gefahren und bedrohen die Solidität der Staatshaushalte. Die EU hat jetzt die Chance, das Problem an seiner Wurzel zu packen und die Anbieter zu Geschäftsmodellen zu zwingen, die sich am Nutzen ihrer Kunden orientieren“, sagt Billen.

Mehr Transparenz alleine reiche nicht aus. Der Versuch, mit Beratungsprotokollen eine Beratung nachvollziehbar zu machen, habe nicht genug Sicherheit gebracht. So haben die Initiative Finanzmarktwächter der Verbraucherzentralen und des vzbv in zwei Studien nachgewiesen, dass Anbieter Protokolle missbrauchen, um sich von der Haftung gegenüber Verbrauchern zu befreien. „Wer nur auf Transparenz setzt, verkennt das Problem“, so Billen. „Wer Rat sucht, muss Rat bekommen, und zwar unabhängig von Verkaufsinteressen.“