„Wohlstand im 21. Jahrhundert kann nur europäisch gedacht werden“ | Dr. Linn Selle auf BDI-Panel
Mit der Fragestellung „Haben Demokratie und soziale Marktwirtschaft eine Zukunft?“ setzten sich Joachim Gauck, Bundespräsident a.D., Prof. Dr. Ulrike Ackermann, Gründerin des Stuart Mill Instituts für Freiheitsforschung, Prof. Dr.-Ing. Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und Dr. Linn Selle, Präsidentin der Europäischen Bewegung Deutschland (EBD), bei einer BDI-Podiumsdiskussion auseinander.
Dabei wurde betont, wie wichtig eine stabile Gesellschaft für eine starke Wirtschaft sei. Es dürfe nicht in Vergessenheit geraten, dass die Wirtschaft natürlich auch ein Teil der Gesellschaft sei. Zwar habe die soziale Marktwirtschaft in Deutschland durch die Finanzkrise auch eine Vertrauenskrise durchlitten, jedoch habe die Covid-19-Pandemie die Zustimmung wiederum gestärkt. Selle unterstrich die Bedeutung der Corona-Pandemie für die Wirtschaft; sie habe deutlich die Resilienz der sozialen Marktwirtschaft als Auffangnetz für die Bürgerinnen und Bürger gezeigt. Gewarnt wurde vor allem vor Nationalismus, Populismus und einem steigenden Maß gesellschaftlicher Polarisierung, da dies selbst stabile, demokratische Gesellschaften gefährden könne.
Auf die Frage, ob sich die Demokratie aktuell in einer Krise befinde, erwiderte Selle, dass man selten so viele europapolitische Debatten gehabt habe. Viele Bürgerinnen und Bürger hätten längst eingesehen, dass die meisten Probleme nicht mehr national gelöst werden können. Wird aber diese Einsicht in deutschen Debatten aufgriffen? Selle stellte hier noch eine Diskrepanz und den eigentlichen Stresstest fest. Eine Lösung wäre die bessere Verzahnung zwischen deutscher und europäischer Politik. Dabei müssten europäische Perspektiven selbstverständlich sein, denn „Wohlstand kann im 21. Jahrhundert nur europäisch gedacht werden“, so Selle.