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Frau Europas 2021: Prof. Dr. Ingeborg Tömmel

Medienhaus Neue OZ: Wissensforum. /Foto & Copyright: Jörn Martens/13.11.2010

Gleich zwei „Frauen Europas“ und ihr Engagement für das Zusammenwachsen des Kontinents zeichnet die Europäische Bewegung Deutschland e.V. (EBD) 2021 aus: die Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR) e.V., Lisi Maier, und die Gründerin des deutschlandweit ersten Vollzeitstudiengangs „European Studies“, Prof. Dr. Ingeborg Tömmel.

Prof. Dr. Ingeborg Tömmel: Pionierin für wissenschaftliche und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der EU 

Die 1943 in Trier geborene Politikwissenschaftlerin Dr. Ingeborg Tömmel war von 1993 bis 2008 Professorin an der Universität Osnabrück. Selbst in mehr als einer Disziplin zu Hause, galt ihre wissenschaftliche Ambition schon sehr früh dem interdisziplinären Austausch zu europäischen Themen über die Politikwissenschaft hinaus. Mit der Gründung des bundesweit ersten Vollzeitstudiengangs der Europäischen Studien 1993 bewirkte sie, dass Themen und Mechanismen der Europäisierung fächerübergreifend zugänglich gemacht wurden. Erkenntnisse und Wissen waren und sind dabei für Ingeborg Tömmel nie Selbstzweck: „Statt Wissenschaft im Elfenbeinturm zu betreiben, war sie daher auch in den intensivsten Arbeitsjahren an der Universität Osnabrück immer aktiv, gesellschaftliche Debatten anzuregen und eine breite Öffentlichkeit zu erreichen“, heißt es in der Nominierung. Ausdruck dieses Engagements ist das zum Wintersemester 2007/08 von ihr ins Leben gerufene „Jean Monnet Centre of Excellence in European Studies“, das einen expliziten Ausstrahlungsauftrag auf Stadt und Umland einnahm. Als erste Direktorin des Zentrums schuf Ingeborg Tömmel Möglichkeiten der Informationsvermittlung und kritischen Auseinandersetzung zur Europäischen Union in der Öffentlichkeit. Insbesondere junge Menschen wollte sie damit für Europathemen sensibilisieren. Viele der damals angestoßenen Aktivitäten wie Gespräche mit Mandatstragenden an öffentlichen Orten der Stadt werden nach wie vor angeboten.

Seit ihrer Emeritierung 2008 hat Ingeborg Tömmel ihre Lehrtätigkeit teils im universitären Bereich im In- und Ausland, teils auf der lokalen Ebene, insbesondere über die Volkshochschule Osnabrück fortgesetzt, wo sie regelmäßig Gesprächsreihen zu aktuellen europapolitischen Themen anbietet. Als Bürgerin hat sie Wissen, Netzwerk und Zeit in eine Vielzahl von lokalen Initiativen und Projekten eingebracht, die sich um die Nord-Süd Verständigung in der EU drehen und für transnationale Solidarität eintreten. Im Mai 2016 war sie Mitbegründerin der Initiative „50 aus Idomeni“, die das Ziel hatte, mindestens 50 Geflüchtete aus griechischen Flüchtlingsunterkünften nach Osnabrück zu bringen; sie ist aktives Mitglied der „Seebrücke-Osnabrück“.

Als gesellschaftszugewandte, aktive Professorin und Frau in einem noch immer männerdominierten universitären Umfeld war und ist Ingeborg Tömmel ein Rollenmodell. Ein Beleg für ihre Vorbildfunktion: Mehr als 70 Unterstützungsschreiben von Weggefährtinnen und Weggefährten aus Wissenschaft und Gesellschaft, darunter viele ihrer ehemaligen Studentinnen, lagen der Nominierung durch die EBD-Mitgliedsorganisation Arbeitskreis Europäische Integration e.V. bei – auch das ein Novum in der Geschichte des Preis Frauen Europas.

Über den Preis Frauen Europas

Mit dem „Preis Frauen Europas – Deutschland“ ehrt die EBD seit 1991 Frauen, die sich durch ihr mutiges, kreatives oder hartnäckiges ehrenamtliches Engagement in besonderer Weise für das Zusammenwachsen und die Festigung eines vereinten Europas einsetzen. Die symbolische Auszeichnung – die Preisträgerin erhält eine eigens für sie gefertigte Brosche und wird Teil eines aktiven Preisträgerinnen-Netzwerkes – soll bürgerschaftlich aktive Europäerinnen untereinander und mit den EBD-Mitgliedsorganisationen vernetzen und ehrenamtliche Strukturen in der Zivilgesellschaft stärken. Der Festakt zur Preisverleihung, den die EBD gemeinsam mit der Vertretung der Europäischen Kommission organisiert, findet im Juni statt. Die Brosche stiftet die Carl Friedrich Geiger Stiftung.

Eine Übersicht der bisherigen Preisträgerinnen gibt es hier: https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/preis-frauen-europas/preistraegerinnen/